Zunächst sprach ich mit dem Rennfahrer Hörner, der die Benzwagen schon in Wettfahrten in Russland, Holland, Spanien, Nord- und Südamerika und in England gesteuert hat, sodann mit den Direktionsmitgliedern Baurat Dr. Nallinger und Direktor Dr. Nibel. … Hörner hat etwas vom deutschen Seemann der Vorkriegszeit an sich mit dem ins Weite gehenden Blick, der Bedächtigkeit und doch raschen Entschlossenheit und Gewandtheit des Seemanns, der alle Länder gesehen hat und sich nichts vormachen lässt, ein Repräsentant jenes Typs, von dem man sofort weiß, man kann sich ihm anvertrauen. Meine erste Frage ging dahin: Wie sind Sie in Italien aufgenommen worden? „Ausgezeichnet, sowohl bei den Sportsleuten als auch, was mehr besagen will, bei der Bevölkerung. Schon beim Ausladen unserer Wagen wurden wir von hunderten von Photographen, darunter auch Sportsleute, bestürmt. Alles wollte sehen, was die Deutschen Neues zu bieten hätten. Sie wissen ja, dass die Firma Benz als einzige Vertreterin der deutschen Autoindustrie drei Wagen gestellt hatte. Da es das erste Mal seit 15 Jahren war, dass sich unsere Firma wieder einer großen internationalen Konkurrenz stellte, war das Interesse begreiflich.“ „Und hatten Sie Neues zu bieten?“ „Wir haben“, fiel Baurat Nallinger ein, „beim Bau des Benz-2- Liter-Rennwagens bei der Form der Karosserie wie der konstruktiven Durchbildung des Fahrgestells und des Motors die letzten Erfahrungen der Automobiltechnik in weitestem Umfange berücksichtigt. Wir sind dabei eigene Wege gegangen, sodass unsere Wagen einen wesentlichen Fortschritt in der Entwicklungsreihe des Motorwagens darstellen.“ „Wie fanden Sie die Bahn?“ „Wir haben nur 10 Tage Zeit gehabt, uns damit vertraut zu machen: sie hat zahlreiche schwierige Kurven und kann keineswegs mit der Avus in Berlin verglichen werden.“ „Wie ist die Fahrt vor sich gegangen?“ „Sie war zu Beginn und zu Ende hochinteressant. Mussolini kam im Flugzeug von Rom, landete glatt auf der Rennbahn und ließ sich kurz darauf sämtliche Fahrtteilnehmer persönlich vorstellen. Er schüttelte jedem einzelnen die Hand und wünschte uns glückliche Fahrt. ... Er fungierte als Starter. Als er die Fahne senkte. versuchte natürlich jeder Fahrer an die Spitze und damit an die bei zunehmendem Tempo so unentbehrliche überhöhte Außenseite zu kommen. Es waren aufregende Momente. An den Tagen vorher hatten wir sehr schönes Wetter gehabt. ... Am Renntage selbst herrschte dagegen eine Hitze von schätzungsweise 45 Grad. Da 800 km zurückzulegen waren, eine Strecke, die größer als die 681 km betragende Entfernung Berlin—Wien ist. So war die Fahrt für Wagen und Fahrer äußerst anstrengend , obwohl die Benzfahrer weder unter der Hitze des Motors noch unter der Wirkung der Öl-Dämpfe und der Auspuffgase zu leiden hatten: trotzdem, eine „Klubsesselfahrt“ war es nicht!“ „Und die Italiener?“ Die Italiener hatten natürlich den Vorteil, die Bahn in jeder Eigenart aufs genaueste zu kennen. An die dritte Stelle kam ein amerikanischer Wagen, an vierter und fünfter Stelle lagen zwei Benzwagen. Unsere Wagen liefen, wie selbst alle italienischen Berichte bestätigten, mit der Genauigkeit eines Uhrwerkes und ließen alle restlichen Konkurrenten, darunter alles, was aus Frankreich kam, leicht und weit hinter sich. Der Sieger fuhr die Strecke in 5½ Stunden; die Durchschnittsgeschwindigkeit des ersten Benzwagens (Fahrer Minoia) betrug 137 Kilometer die Stunde Der zweite Benz: wagen (Hörner) hatte rein als Vorsichtsmaßregel einen Reifenwechsel vorgenommen, Minoia fuhr ohne solchen bis zu Ende und hätte nach der Reifenbeschaffenheit, noch mindestens 40 Runden fahren können.
| „Wie fühlten Sie sich nach Beendigung des Rennens?“ „Etwas abgespannt schon, sonst aber ganz wohl. Vor allem machte es uns große innere Freude zu sehen, wie unsere Wagen — völlig intakt das Ziel passierten, während die zwei siegenden italienischen Wagen in den letzten Runden stark abgefallen waren und durchaus „krank“ ans Ziel kamen. Soweit der Sportgeist es zuließ, hätten wir gewünscht, dass wenigstens noch zwei Runden zu fahren gewesen wären!“ „Worauf führen Sie nun eigentlich den Erfolg in Monza in der Hauptsache zurück? Oder ist dies ein Fabrikgeheimnis?“ „Auf die neue Konstruktion unserer Rennwagen. Als besonders wichtig kam in Betracht die hohe Leistung und außerordentliche Betriebssicherheit des Motors, der erreichte geringe Luftwiderstand des Wagens, weitgehende Verringerung der ungefederten Massen der Hinterachse und sehr gute Federung.“ „Werden Sie das Prinzip auch für die Serienwagen anwenden?“„Was sich bei einer Dauerfahrt wie in Monza bewährt“ wurde mir diplomatisch erwidert, „dem darf auch der Tourenfahrer sein volles Vertrauen schenken. „Wie wurde das Fahrtergebnis von den Zuschauern aufgenommen?“ Man überschüttete uns mit dem gleichen Beifall wie die Italiener. Die Teilnehmer wurden abermals zu Mussolini gerufen, der die Fahrer persönlich beglückwünschte. Im Übrigen hatten wir Grund, uns selbst zu beglückwünschen, denn wir waren mit dem Erreichten durchaus zufrieden.“ „Und die Italiener?“ Die Italiener hatten natürlich den Vorteil, die Bahn in jeder Eigenart aufs genaueste zu kennen. An die dritte Stelle kam ein amerikanischer Wagen, an vierter und fünfter Stelle lagen zwei Benzwagen. Unsere Wagen liefen, wie selbst alle italienischen Berichte bestätigten, mit der Genauigkeit eines Uhrwerkes und ließen alle restlichen Konkurrenten, darunter alles, was aus Frankreich kam, leicht und weit hinter sich. Der Sieger fuhr die Strecke in 5½ Stunden; die Durchschnittsgeschwindigkeit des ersten Benzwagens (Fahrer Minoia) betrug 137 Kilometer die Stunde Der zweite Benz: wagen (Hörner) hatte rein als Vorsichtsmaßregel einen Reifenwechsel vorgenommen, Minoia fuhr ohne solchen bis zu Ende und hätte nach der Reifenbeschaffenheit, noch mindestens 40 Runden fahren können. „Wie fühlten Sie sich nach Beendigung des Rennens?“ „Etwas abgespannt schon, sonst aber ganz wohl. Vor allem machte es uns große innere Freude zu sehen, wie unsere Wagen — völlig intakt das Ziel passierten, während die zwei siegenden italienischen Wagen in den letzten Runden stark abgefallen waren und durchaus „krank“ ans Ziel kamen. Soweit der Sportgeist es zuließ, hätten wir gewünscht, dass wenigstens noch zwei Runden zu fahren gewesen wären!“ „Worauf führen Sie nun eigentlich den Erfolg in Monza in der Hauptsache zurück? Oder ist dies ein Fabrikgeheimnis?“ „Auf die neue Konstruktion unserer Rennwagen. Als besonders wichtig kam in Betracht die hohe Leistung und außerordentliche Betriebssicherheit des Motors, der erreichte geringe Luftwiderstand des Wagens, weitgehende Verringerung der ungefederten Massen der Hinterachse und sehr gute Federung.“ „Werden Sie das Prinzip auch für die Serienwagen anwenden?“ „Was sich bei einer Dauerfahrt wie in Monza bewährt“ wurde mir diplomatisch erwidert, „dem darf auch der Tourenfahrer sein volles Vertrauen schenken. „Wie wurde das Fahrtergebnis von den Zuschauern aufgenommen?“ Man überschüttete uns mit dem gleichen Beifall wie die Italiener. Die Teilnehmer wurden abermals zu Mussolini gerufen, der die Fahrer persönlich beglückwünschte. Im Übrigen hatten wir Grund, uns selbst zu beglückwünschen, denn wir waren mit dem Erreichten durchaus zufrieden.“
|